Erst mal zur Frage: was man unter Professionalismus versteht.
Die primitivste und am weitesten verbreitete Sichtweise sieht dort Professionalismus am Werk, wo eine Tätigkeit durch ein amtlich beglaubigtes Diplom abgesichert ist.
Genau so primitiv und verbreitet die verwandte Sichtweise, für die eine Tätigkeit dann und nur dann "professionell" ist, wenn sie im Rahmen eines bezahlten Arbeitsverhältnisses ausgeübt wird.
Schon etwas näher an der Sache: Professionalismus als strenges Beachten angelernter Formen und Verfahren.
Meist treten diese drei hier separat dargestellten Professionalismus-Begriffe in wirrer Mischung auf.
Professionalismus um des Professionalismus willen führt bloß zu leeren Ritualen, zu Formen ohne Inhalt; zu dem, was Schiller abfällig als „Brotgelehrtentum“ betitelte.
Doch ist das nur das eine Extrem.
Am anderen Extrem haben wir das undisziplinierte chaotische Machertum; das gedankenlose Diskutieren um des Diskutierens willen. Genau so leer wie der Professionalismus um des Professionalismus willen; bloß chaotischer.
Professionalismus in gesundem Sinne wäre: Das, was man wirklich will, so diszipliniert, so ehrlich und so gut durchziehen als möglich.
Raymond Zoller
Ich würde ja so weit gehen, zu sagen: das, was wirklich gewollt ist, was sich will. Es ist der Inhalt, der die Form fordert. Und so der Inhalt gegeben ist, braucht sich bestimmt keiner vor allzuviel Vollkommenheit fürchten.
Hohl ist die Form um der Form willen. Wobei wirklich Hohles sehr selten anzutreffen ist, wo Menschen beteiligt sind.
Angela Beck
Wirklich „Hohles“ ist insofern selten anzutreffen, als ja immer – wo das Verhalten nicht vollends mechanisch, automatenhaft wird – irgendwelche Triebfedern da sein müssen, die einen dazu bringen, sich mit dem „Hohlen“ abzugeben; und wo solche Triebfedern sind, spürt man auch den Menschen.
Der Brotgelehrte referiert über Dinge, die ihn vielleicht einen Dreck interessieren; aber er macht es, weil er dafür bezahlt wird, oder auch, weil es seinem Ehrgeiz schmeichelt, der „Herr Professor“ zu sein; wer nichts zu sagen hat, vielleicht nicht einmal in genügendem Maße die Sprache beherrscht, schreibt Bücher, weil es ihm gefällt, vor sich selbst und der Welt als „Schriftsteller“ dazustehen; und so weiter.
Raymond Zoller
Das gleiche Thema aus einem etwas anderen Blickwinkel: Außenseiterkunst