Die Klamurke Belletristik

(Obiges ist zwar nicht Achilles, aber dafür Caesar)

Achilles, die Schildkröte und die fünfzehn Dackel

Ein Schildkröt lief mit fünfzehn Dackeln um die Wette.
Achilles stand daneben, dachte nach und schwieg.
Was sollte er dazu auch sagen…




Anmerkung

Ich wurde gefragt, warum es ausgerechnet fünfzehn Dackel sind.
Nun; es sind halt fünfzehn Dackel; kann man nichts machen.
Es hätten auch sieben sein können; denn sieben ist im Deutschen das einzige zweisilbige Zahlwort für eine Zahl niedriger als dreizehn und trägt die Betonung auf der ersten Silbe.
Aber fünfzehn bzw. 7 + 1 + 7 ist deutlich mehr.
Vermutlich hatten die Dackel davon gehört, daß der Achilles mit einer Schildkröte um die Wette gelaufen ist; und da wollten sie es auch mal versuchen. Und der Achilles hatte vermutlich davon gehört, daß die Dackel mit der Schildkröte um die Wette laufen wollten; und deshalb schaute er zu.
Womit das Rätsel, warum es ausgerechnet 15 Dackel sind, zwar noch immer nicht gelöst ist; aber wenigstens haben wir schon mal den Ansatz einer Spur für weitere Forschung.
Des Achilles' Wettlauf mit der Schildkröte hatte ja einige fatale Merkwürdigkeiten zur Folge.
Es begann damit, daß Achilles, als fairer Sportler, der recht langsam wirkenden Schildkröte vor Beginn des Wettlaufs einen kleinen Vorsprung gewährte; eine Elle oder zwei oder wie immer man das damals nannte.
Doch dann erschien ein gewisser Zenon – so'n oller Grieche halt – und wies nach, daß Achilles jene Schildkröte, wenn er ihr einen Vorsprung gewährt, gar nicht mehr einholen kann.
Das hat dann alle ganz arg in Verwirrung gebracht. Was die Schildkröte selbst dazu meinte, weiß ich nicht; und die Dackel kamen sowieso erst später dazu
Jener Zenon meinte Folgendes:
Um die Schildkröte überholen zu können, muß der Achilles zuallererst die Strecke zurücklegen, die er ihr vor dem Start als Vorsprung gewährt hat. Während er nun diesen gewährten Vorsprung überbrückt, bewegt sich die Schildkröte nach vorn und gewinnt einen weiteren Vorsprung, den Achilles noch zusätzlich überbrücken muß; und während Achilles dies tut, bewegt sich die Schildkröte unbeirrt weiter nach vorn und erringt nochmal einen Vorsprung; und so immer weiter mit zwar immer kleiner werdenden, aber bis ins Endlose sich bildenden Vorsprungszugaben.
Was eine ganz schöne Gemeinheit ist; und ganze Generationen von Philosophen und Mathematikern haben sich die Köpfe zerbrochen, was an unserer wahrnehmbaren Realität oder an den Gedanken, die wir uns über sie machen, falsch ist, da beides in diesem Falle so partout nicht zusammenpassen will.
Der Achilles, weichherzig und fair, wollte nur der Schildkröte zumindest die Illusion einer Chance geben; doch dann mischte der Zenon sich ein und brachte alles durcheinander.
Und zum Schluß kamen dann die Dackel und sorgten für Auflockerung




© Raymond Zoller