Ein barmherziges Schicksal sorgt dafür,
daß in den Politikerberuf zunehmend Leute hineingeraten, die nur vor sich hin faseln
und in deren Gefasel
– für sie selbst und für ihr Publikum –
der Unterschied zwischen Lüge und Wahrheit wohltuend verschwimmt:
sie können gar nicht lügen.
Und machen sich dadurch auch nicht schuldig.
Gleich ihrem Publikum leben sie dahin als unschuldige Lämmer;
und wenn dann mal wieder ein Schlachttag naht,
können sie nicht verstehen, wie solches passieren konnte.
Zahllose Zeitgenossen merken nicht,
daß sie bloß gehorsam ihren Autoritäten nachplappern;
und, ohne eine Spur von eigenem Verstehen,
verteidigen sie mit Fanatismus das Aufdiktierte als „das Einzig Wahre“.
Das brave Bürgertum ist eine mächtige Sekte
Der Mensch von heute weiß häufig nicht so recht, was er soll und was er will;
und um doch „wer“ zu sein,
kriecht er in eine oder einige der gängigen Posen.
Genderei, Supertoleranz, und was es sonst alles noch gibt.
Und da er von sich aus nix zu sagen hat,
befolgt er fanatisch-treuherzig alles,
was für die gewählte Pose angebracht ist.
Der ursprünglich mit dem Wort "Begriff" verbundene Begriff
wird in unseren fortschrittlichen Zeiten zunehmend durch einen anderen Begriff verdrängt,
den man sonst mit dem Wort "Etikett" bezeichnet.
Da bleibt dann keine Spur mehr von Gedanken;
und verirrt in einem Wust von Etiketten
wandelt sich der Mensch
zu einem gedankenlosen steuerbaren Herdenvieh.
Immer demokratischer werden die Europäer und immer fortschrittlicher.
Bald schon werden sie
in fortschrittlichem Elan
das Steinzeitleben erneuern;
und Boten mit fortschrittlich entwickelten Beinen
werden Spam-Briefe austeilen
mit Angeboten fortschrittlicher Fackeln
zur Beleuchtung der Höhlen
Das Sein verschlingend
Wirret in wirrenden Nebeln der Schein
Irgendwo hörte ich sagen,
die Russen müssten doch eigentlich beleidigt sein
ob des im Westen sich ausbreitenden Russenhasses.
Eher dürften sie staunen,
wie in den sich hypergescheit dünkenden westlichen Ländern
ganze Volksscharen in ergebener Herdenhaltung
sich in wohlgesteuerter öffentlicher Meinung auflösen.
Wenn, während du an einem Schafspferch vorbeigehst,
ein Hammel dich verächtlich anschaut und „Mäh“ sagt
– biste doch nicht beleidigt; oder?
O kleinkariertes Sein!
Die Suppe, die du einbrockst,
ist bald fertig…
Ich schaue in die Welt.
Und frag‘ mich manchmal,
was man da noch ernstnehmen kann.
Hätt‘ ich nicht die Fähigkeit entwickelt,
über mich und die Welt zu lachen,
so würd‘ ich wohl endgültig
im Elend versinken…
In wirren Gängen
hat ein Maulwurf sich verlaufen.
Nun wühlt er und wühlt
und erweitert der Gänge Gewirr
Staunend durch selbstgeschaff’nes Chaos schlurfend
verliert der Mensch seinen Halt
und versinkt in wirrigen Wirbeln
O Stumpfsinn, du!
An deinen Wänden holte ich mir Beulen;
und zerbeult gelangte ich ins Land des Höh’ren Blödsinns.
Gedankt sei dir, daß du mich führtest!
Da selbst der brave Bürger inzwischen merkt,
dass Politiker, Promis und sonstige Volksgötter nichts Rechtes zustandebringen,
hofft man nun auf Rettung durch aus dem Weltraum heranfliegende Marsmenschen.
… so du aber den normalen alltäglichen Irrsinn als Irrsinn erkennst,
wird dir das Leben zur lustigen Komödie;
und deine Misserfolge,
die dich in diesem Irrenhaus nicht Fuß fassen ließen,
offenbaren sich dir als umfassender Erfolg.
Durch die öffentliche Meinung getragene Dummheit
empfindet sich in der Regel als höchste Klugheit.
Hier kann der Spruch
„Der Klügere gibt nach“
mitunter mäßigende Wirkung haben.
Individuelle Klugheit kann selbst entscheiden,
wo Nachgiebigkeit angebracht ist,
und geht unnötigen Streitgesprächen aus dem Weg.
Irgendwo las ich:
ein Dummkopf sei arrogant und stolz auf seine Dummheit.
Das stimmt nicht.
Der Wahre Dummkopf kann und versteht fast alles.
Auch arrogant kann er sein;
aber stolz sein auf seine Dummheit kann er nicht.
Denn er weiß von keiner Dummheit;
er weiß nur, daß er der Klügste ist.
♦♦♦
Ein „Wahrer Dummkopf“ ist ein Mensch, der nicht unterscheidet, wo er versteht und wo er nicht versteht;
der aufgrund eines Überlegenheitsinstinkts
oder getragen durch die öffentliche Meinung unentwegt die Überzeugung hegt:
daß er Besitzer der Einzig Wahren Wahrheit ist.
Wer mit seinen realen Möglichkeiten ehrlich seinen Weg geht – ist nicht gemeint.
Wahre Dummheit beginnt mit Selbstüberschätzung.
Fromme Welterrettungsprogramme
verleiten die darin befangenen
zu Unverbindlichkeit und Verantwortungslosigkeit
in den Niederungen des banalen Alltagslebens
und im Umgang mit banalen einfachen Zeitgenossen.
Besser, man hält sich von ihnen fern
und trifft sich in freier Wildbahn mit seinesgleichen.
Es gibt da jenen Slogan
„Die Wissenschaft hat festgestellt, daß…“
Damit kann man bei Bedarf
den größten Blödsinn als unumstößliche Wahrheit präsentieren.
Auf gleicher Ebene wie
„Das steht so im Koran, in der Bibel oder im ‚Spiegel‘“.
Würde ich der Empörung ob der wachsenden Weltenidiotie
freie Bahn gewähren
– so wäre ich erledigt.
Stattdessen filtre ich aus diesem trüben Brei die grotesken Momente heraus
und freue mich an dem absurden Theater.
Die ollen Nazis beklebten ihnen nicht genehme Sichtweisen
mit wertbehafteten Etiketten
ohne klar gefassten Inhalt.
– Dieser das Denken ersetzende Etikettenwahn
war eine wichtige Komponente des Fundaments,
auf dem die Nazi-Ideologie ungestört sich austoben konnte.
Wer gedankenlos ihm nicht genehme Sichtweisen mit wertbehafteten Etiketten
– darunter auch mit dem Etikett „Nazi“ –
bekämpft,
der ist,
was das Fundament seiner Ideologie betrifft,
durchaus mit den Nazis verwandt.
Mit dem Wort „Querdenker“ bezeichnet man gemeinhin einen Menschen,
dessen Sichtweise mit der herrschenden Ideologie nicht übereinstimmt.
Wobei man aber bedenken muß,
dass die ursprüngliche Bedeutung des Verbs „denken“
nichts mit Ideologie zu tun hat.
Wer sich der herrschenden Ideologie mit einer anderen Ideologie entgegenstellt
– ja nun, den kann man als „Querideologen“ bezeichnen.
Wer sich aber einer Ideologie
– sei es der herrschenden, sei es sonstwelcher –
denkend entgegenstellt –
der ist einfach nur ein Denker.
Die Etikettenseuche
vernebelt nicht nur die Etikettenverteiler,
sondern auch das Bewusstsein bewusstseinsschwacher Etikettierter.
Besonders dann,
wenn dem Etikett eine ehrenvolle Bedeutung anhaftet
Der Unterschied zwischen Etikettenverteilen und gedanklichem Erfassen von Zusammenhängen
scheint zahlreichen Zeitgenossen nicht aufzufallen.
Das mag theoretisch klingen;
bloß ist das Übersehen dieses Unterschieds
ein praxisbezogener Grundnerv
des heraneilenden Großen Durcheinanders.
Wer nach außen hin glänzen will,
dem fehlt die innere Klarheit.
Bei innerer Klarheit wird Eitelkeit
– darunter auch eigene Eitelkeitsschübe –
zu einer lächerlichen Angelegenheit
Das Wort „Wissenschaft“ kann, knapp skizziert, die Bedeutung haben
„gedankengetragenes Bemühen um Erkenntnis“.
In unseren etikettengläubigen Zeiten kann es auch als Etikett dienen für eine beliebige Ideologie,
der man sich bedingungs- und gedankenlos zu unterwerfen hat
und steht somit in einer Reihe mit „Wille der Partei“, „Wille Gottes“
und sonstigen zu diktatorischen Zwecken benutzten Etiketten.
Das Wort „Kultur“ hat eine Bedeutung angenommen,
die man in weniger kranken Zeiten
mit dem Wort „Ideologie“ bezeichnen würde.
Einen Menschen,
der gedankengetragene eigene Weltsicht entwickelt,
würde ich, in meinem privaten Sprachgebrauch,
als „kultiviert“ bezeichnen.
Und jemanden,
der fanatisch oder in vornehmer Pose oder einfach nur gedankenlos
in willig geschluckter Ideologie dahinlebt
– als braven Bürger.
Wie sehr das Aufwachsen in einem banalitätsbefangenen Milieu
zu gedanklichen und sprachlichen Stockungen führen kann,
durfte ich ausprobieren.
Durch schriftliche Selbstgespräche
brachte ich nach und nach mein Denken in Fluss;
und nun kann ich,
unbekümmert, ob andere was verstehen oder nicht,
Gedanken entwickeln und ausformulieren:
für mich und für diejenigen, denen sie Anregung sein können.
Ein schwerwiegendes Problem unserer fortschrittlichen Menschheit
besteht in der traurigen Tatsache,
dass man nicht unterscheiden kann
zwischen Begriff und Begriffsbezeichnung.
Darüber entfernen sich die Begriffsbezeichnungen
immer weiter von den Begriffen
und verwandeln sich in beliebig verteilbare Etiketten.
Die künstliche Intelligenz
vertieft die natürliche Dummheit.
Natürliche Dummheit
folgt willig anerkannten dummen wie intelligenten Autoritäten.
Ist die Autorität allzu dumm,
so können ihre Äußerungen
bei nicht ganz verdummten Jüngern
unter Umständen Reste von Denkfähigkeit wachkitzeln;
was zu unnötigen Problemen führt.
Mit Hilfe der künstlichen Intelligenz
können nun auch allzu dumme Autoritäten
ihren Jüngern
logisch einwandfrei und klar formuliert
ihre Wahrheiten vermitteln.
Ein Mensch,
der dauernd in Dinge sich einmischt,
von denen er nichts versteht,
läuft Gefahr,
sich lächerlich zu machen.
So er über genügend Dummheitspotential verfügt,
um nicht zu merken, dass er sich lächerlich macht
– kein Problem.
So mancher Quatsch
wurde in früheren Zeiten
von humorbegabten Literaten erfunden und niedergeschrieben.
– Das Publikum genoss die absurden Entwicklungen
in den Texten oder auf der Bühne
und fühlte sich belebt.
In unseren fortschrittlichen Zeiten
übernehmen Politiker diese Arbeit;
und von der Bühne
wird der Quatsch in das alltägliche Leben verschoben.
– Wobei große Teile des Publikums das tierisch ernst nehmen
und nicht merken, wie sie seelisch verkrüppeln
Die Sozialsysteme unserer fortschrittlichen Zeiten sind solcher Art,
dass durch finanzielle oder sonstige Faktoren
Machtcliquen entstehen.
Machtbefugte Menschen
werden vom braven Bürger mit ihrer Macht identifiziert
und gelten als „die Besseren“.
– Und auch sie selbst identifizieren sich in der Regel mit ihrer Macht,
betrachten sich ganz selbstverständlich als die „Besseren“
und nehmen sich in aller Selbstverständlichkeit das Recht,
andere zu beherrschen.
Dass die vorherrschende Mentalität
der fortschrittlichen westlichen Bevölkerung
unerbittlich zu Katastrophen führt,
ist für nicht voll erblindete schon seit Jahren unübersehbar.
Inzwischen ist der Abgrund so nah herangerückt,
dass selbst Blinde ihn ertasten können
Vom Volk als „Große“ bezeichnete Personen
sind häufig bloß
mit Macht versehene kleinkarierte Gernegroße.
Wenn die Macht plötzlich weg ist
– zeigen sie ihr wahres Gesicht,
und der Anschein von „Größe“ ist weg.
Keineswegs ist es so,
dass denkfähige Individuen
ihre gedankendurchsetzten Äußerungen im Zaume halten müssen,
damit die Dummen sich nicht beleidigt fühlen.
Denn für die Wahre Dummheit
sind nicht von der öffentlichen Meinung getragene intelligente Darlegungen
reinster Schwachsinn,
den man weiter nicht zu beachten braucht.
Also kein Problem
Nur dann tut Dummheit weh, wenn man unterscheiden kann
zwischen dem, was man versteht und dem, was man nicht versteht.
Unter solchen Verhältnissen kann der Wust aus Unverstandenem
als drückende Belastung empfunden werden.
Wer genügend dumm ist,
um besagten Unterschied zu übersehen,
der lebt in dieser Hinsicht schmerzensfrei
Aus modrigem Seelenschlamm
wachsen wie Pilze
verfaulte Etiketten
Ahnungen und Instinkte sind Realitäten, mit denen man leben muß;
vor Allem dann,
wenn die Umstände oder das Schicksal einen weitab von den vorgeebneten Wegen verschlagen.
Bevor man sich an die Esoterik macht,
sollte man erst mal den anerzogenen kulturellen Mist
in Augenschein nehmen und ausfegen.
Sonst verwandelt sich der Mist in geistloses Gegeistel.
Wenn manche hochgeachtete Autoritäten
von Freiheit und Demokratie predigen,
so verstehen sie unter „Freiheit“ das,
was man sonst als „Dummheit“ bezeichnet,
und ihre „Demokratie“ ist hirtengeführtes Herdentum.
In wohlige Dummheit eingelullt
schreiten freie Bürger voran
auf vorgegebenen Pfaden.
Die Etikettenseuche verwandelt das Sein
in ein Gewirr aus Phantasiewelten.
Dass die rassismusjagenden deutschen massenmedialen Ordnungshüter und ihre Gefolgschaft
„die Russen“ als minderwertige Rasse darstellen
und in hochdämlicher Form gegen sie wettern
– ist das etwa kein Rassismus?
Müsste man doch auch verfolgen; oder?
Zurück zu Band VI In Laufe des Auffüllens kommt dann irgendwann auch Band VIII