Die Klamurke Belletristik

Die Klapperschlange

Als Onkel Otto gestern Mittag den Klodeckel öffnete, kroch eine Klapperschlange heraus und biß ihn ins Bein.

Onkel Otto verdankt sein Leben einzig dem Umstand, daß die Klapperschlange, die genau so aussah wie eine Klapperschlange, in Wirklichkeit keine Klapperschlange war, sondern ein Marsmensch, der sich in der Kanalisation verirrt hatte und zufällig in Onkel Ottos Klo gelandet war.

Als Onkel Otto gestern im Bus dies einem Freund erzählte, hörte ein Räuber, der unerkannt hinter ihnen saß, zu. - Zufällig ergab es sich, daß der gleiche Räuber eine Stunde später Onkel Otto überfiel. Gerade wollte er mit seinem Messer auf ihn losstürzen, um ihn totzustechen - als unter einem Kanaldeckel eine Klapperschlange hervorkroch. Der Räuber stutzte; doch dann lachte er: "Ich weiß, du bist keine Klapperschlange, sondern ein Marsmensch." - Womit er, die Sache als erledigt betrachtend, sich wieder Onkel Otto zuwandte. Die Schlange aber kroch auf ihn zu und biß ihn ins Bein.

Onkel Otto verdankt sein Leben einzig dem Umstand, daß die Klapperschlange, die genau so aussah wie ein Marsmensch, der aussieht wie eine Klapperschlange, in Wirklichkeit kein Marsmensch war, sondern eine Klapperschlange.


© Raymond Zoller
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Diesen Text findet man, neben vielen anderen, in dem Taschenbuch

Raymond Zoller

Wie ich den König vom Pferd schubste

und sonstiges Episodisches

RaBaKa-Publishing, Edition Ivata
Erscheinungstermin: Juni 2013
Preis: 16,90 €
Seitenzahl: 196
ISBN: 978-3-940185-25-9


[Sollte der vom Pferde geschubste König über den Buchhandel nicht mehr erhältlich sein, so kann man es über den
Vertrieb des Seminar-Verlags
versuchen. Auf der durch das Link angesteuerten Seite ganz nach unten scrollen; dort findet man ihn]

Die Erzählungen kennzeichnet eine für Zoller typische inhaltliche Unernsthaftigkeit, kombiniert mit einer streng durchgestalteten Form. Die Szenen und Orte der Erzählungen reichen hinein ins Reich des Fantastischen; aber auch ganz normale Alltagsszenen weiß der Autor ins Absurde zu führen. Seine Protagonisten verhalten sich so, wie es nach Ansicht Zollers nicht allein Romanfiguren gut stände, sondern auch dem regelkonformen „Zivilisationisten“.

(Erika Reglin-Hormann)

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