Ich liebe Masochistinnen; und vor allem dann liebe ich sie, wenn sie philophagisch[1] sind. Und je philophagischer sie sind, desto mehr liebe ich sie. Nach meinem Dafürhalten findet das Urbild der Weiblichkeit seine würdigste Verkörperung in der Philophagin.
— Manche mögen das befremdlich finden. Was liebst du, mögen sie fragen, Philophaginnen? Da du doch sonst kaum Fleisch issest? Wahrlich, wahrlich, dich als Kannibalen vorzustellen bereitet nicht wenig Probleme!
Sicher entbehrt dieser Einwand nicht einer gewissen Berechtigung. Denn in der Tat würde ich nie und nimmer eine Philophagin aufessen, und wenn sie noch so sehr darum bitten würde. Ich würde mich darauf hinausreden, daß ich keinen so großen Topf habe oder keine so große Pfanne und würde sie stattdessen einladen zu einer Portion Spaghetti mit Spiegeleiern, oder, falls ich keine Spaghetti oder Eier zur Hand habe, zu Bratkartoffeln mit Kefir oder sonstwas; und ansonsten würde ich ihr raten, in Afrika, Australien, Neuguinea oder sonstwo im Urwald spazieren zu gehen; dort gebe es Kannibalen, und die würden sie mit Vergnügen aufessen und hätten auch das entsprechende Werkzeug dazu.
Bei den PhilophagInnen handelt es sich um eine unterdrückte Minderheit.
Wir protestieren auf das Energischste gegen die Unterdrückung unterdrückter Minderheiten und insbesondere gegen die um sich greifende Philopagophobie und fordern die Einführung philophagiefreundlicher Verkehrsampeln.
Als weitere unterdrückte Minderheiten, um deren Rechte zu kämpfen die Bürgerpflicht gebietet, haben wir, zum Beispiel, die Logophilen und die Nacktschneckophilen, die unter der um sich greifenden Logophobie bzw. Nacktschneckophobie zu leiden haben.
Diesen Text findet man, neben vielen anderen, in dem Taschenbuch
RaBaKa-Publishing, Edition Ivata
Erscheinungstermin: Juni 2013
Preis: 16,90 €
Seitenzahl: 196
ISBN: 978-3-940185-25-9
[Sollte der vom Pferde geschubste König über den Buchhandel nicht mehr erhältlich sein,
so kann man es über den
Vertrieb des Seminar-Verlags
versuchen.
Auf der durch das Link angesteuerten Seite
ganz nach unten scrollen;
dort findet man ihn]
Die Erzählungen kennzeichnet eine für Zoller typische inhaltliche Unernsthaftigkeit, kombiniert mit einer streng durchgestalteten Form. Die Szenen und Orte der Erzählungen reichen hinein ins Reich des Fantastischen; aber auch ganz normale Alltagsszenen weiß der Autor ins Absurde zu führen. Seine Protagonisten verhalten sich so, wie es nach Ansicht Zollers nicht allein Romanfiguren gut stände, sondern auch dem regelkonformen „Zivilisationisten“.
(Erika Reglin-Hormann)
Ausführliche Besprechung bei Amazon findet man über dieses Link